+43-1-688 75 07 | Mo - Do: 9 - 16 Uhr | office@gamed.or.at
+43-1-688 75 07 | Mo - Do: 9 - 16 Uhr | office@gamed.or.at
Die Akupunktur hat ihre Wurzeln in China und ist eine Behandlungsform aus dem Bereich der Traditionell Chinesischen Medizin (siehe Kapitel TCM). Da diese Therapieform eine - vor allem in Europa - von der TCM losgelöste Entwicklung erlebte, wird sie hier speziell angeführt.
Die Akupunktur ist laut de la Fuye folgendermaßen definiert: "Einstiche mit Gold- oder Silbernadeln an genau festgelegten Hautpunkten, die spontan- oder druckschmerzhaft sein können, bei funktionellen reversiblen Erkrankungen oder Störungen zu diagnostischen und/oder therapeutischen Zwecken." Heute wird fast ausschließlich mit sterilen Einmalnadeln (aus Stahl) akupunktiert.
Unter den Oberbegriff Akupunktur werden jedoch auch andere Reizmethoden als die alleinige Nadelung eingereiht. Die klassischen Akupunkturpunkte liegen auf linearen Leitlinien, den "Meridianen". Diese Heilmethode wirkt vor allem bei gestörten, aber nicht bei zerstörten Strukturen. Weil sich innere Erkrankungen an die Körperoberfläche projizieren und dort am Akupunkturpunkt offenbar werden, können Akupunkturpunkte auch als diagnostisches Hilfsmittel eingesetzt werden. Akupunktur ist eine wertvolle Ergänzung, jedoch kein Ersatz für die schulmedizinische Diagnostik. Anderseits kann man über die Reizsetzung am Akupunkturpunkt das innere Organ beeinflussen. Ziel dabei ist, den Körper in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen. Die Chinesen sprechen von der Balance zwischen Yin und Yang.
Die ersten Pioniere der Akupunktur wurden in Österreich in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts tätig. Diese Ärzte, im besonderen J. Bischko und Feucht, hatten diese Form der Medizin über die Werke des Deutschen Bachmann und des Franzosen de la Fuye kennengelernt. Im Jahre 1954 wurde die erste Gesellschaft für Akupunktur gegründet und schon bald darauf in Wien die ersten Akupunkturkurse abgehalten. Diese Gesellschaft wurde dann 1956 in die Societé International d'Acupuncture, Paris aufgenommen und ein regelmäßiger Lehrbetrieb begann.
Im Jahre 1958 wurde an der Wiener Poliklinik ein Ambulanzbetrieb aufgenommen, der seit dem Jahre 1989 im Kaiserin-Eisabeth-Spital bis heute fortgeführt wird.
Die Einflüsse der europäischen Form der Akupunktur aus Frankreich und die Abgeschlossenheit der Volksrepublik China nach dem 2. Weltkrieg führten hier in Österreich unter der Leitung von Bischko zur "Wiener Schule der Akupunktur", die dem traditionell chinesischen Gedankengut nicht so große Bedeutung beimaß. Erst nach der Öffnung Chinas in den 70er Jahren und der Möglichkeit zum Studium der Akupunktur in China selbst, verstärkte sich das Bewusstsein, daß der medizinphilosophische Hintergrund eine wertvolle Bereicherung für die Akupunktur darstellt. Aus dieser Überlegung heraus wurde unter Mitwirkung von I. Wancura und G. König die Österreichische Wissenschaftliche Ärztegesellschaft für Akupunktur gegründet.
Durch überzeugende Therapieerfolge und unter dem Druck der Öffentlichkeit wurde im Jahr 1986 vom Obersten Sanitätsrat die Akupunktur als eine Heilmethode für einige Indikationen (chronische Schmerzzustände, Migräne, Cervicalsyndrom, degenerative Arthrosen...) anerkannt.
Seit dem Jahr 1991 wurden nun die Kursinhalte beider Gesellschaften angeglichen und ein genau definierter Ausbildungsinhalt festgelegt.
1994 enstand eine dritte Gesellschaft, die Österreichische Gesellschaft für kontrollierte Akupunktur.
Die Lokalisation der Punkte ist in der TCM seit Jahrhunderten unverändert. Durch Erforschung des Akupunkturpunktes hoffte man ein morphologisches Substrat des Akupunkturpunktes zu finden (Kellner). Es gelang, den Akupunkturpunkt als "elektrisch vorzüglichen Punkt" zu identifizieren, der einen deutlich veränderten Hautleitwert aufweist. Den Arbeiten von Heine (Witten/Herdecke) ist zu entnehmen, dass sich im Bereich des Akupunkturpunktes eine Fascienlücke mit dem Durchtritt eines "Nerv-, Gefäß- und Bindegewebsbündels" findet.
Neben der klassischen Körperakupunktur haben sich in den letzten Jahrzehnten Sonderformen der Akupunktur entwickelt, dazu gehört die in Frankreich von P. Nogier entwickelte Form der Ohrakupunktur (Auriculotherapie), die auch in China an einigen Hochschulen Eingang gefunden hat, sowie die Mundakupunktur nach J. Gleditsch und die Schädelakupunktur nach dem Japaner T. Yamamoto. Andere Sonderformen der Akupunktur wie die koreanische Handakupunktur, die Nasen-, Gesichts- und Augenakupunktur sind weit weniger verbreitet.
Für die Sonderformen der Akupunktur mittels Laser und EAV siehe die entsprechenden Kapitel Lasermedizin bzw. Elektromedizin.
WIRKUNGSWEISE
ANWENDUNGMÖGLICHKEITEN (Indikationen)
Der oberste Grundsatz ist: Vor jeder Akupunkturtherapie muss eine eindeutige schulmedizinische Diagnose vorliegen!
Akupunktur als Regulationstherapie ist vorallem dann angezeigt, wenn eine Funktion gestört ist, die Erfolge sind umso geringer, je mehr Strukturen zerstört sind.
Körperakupunktur: Dünne Nadeln werden in genau definierte Punkte am Körper gestochen, mit dem Ziel, den Körper in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen.
Akupunktur an Somatotopien: Eine Somatotopie ist eine Zone am Körper, auf der sich der ganze Körper reflektiert (embryologisch erklärbar). Sie wird zur Regulation von Störungen an dem Körperareal, das sie widerspiegelt eingesetzt. Beispiele: Ohrakupunktur, Schädelakupunktur nach Yamamoto, Mundakupunktur, Handakupunktur
Pharmapunktur: Mit einer dünnen Kanüle wird in den Akupunkturpunkt eine geringe Menge eines Pharmakons (z. B. Lokalanästhetikum, Vitamine oder Homöopathika) injiziert.
Dauernadeln: Bei Dauernadeln handelt es sich um ca. 2 mm lange Nadeln, die in Akupunkturpunkte im Ohr eingestochen, mit einem Pflaster fixiert und mehrere Tage belassen werden. Dadurch erreicht man eine länger anhaltende Wirkung bei akuten und chronischen Störungen.
Lasertherapie: Statt der Nadeln kann auch ein Lasergerät eingesetzt werden. Bei Kindern stellt diese Methode die Therapie der Wahl dar. Wegen seiner durchblutungsfördernden Wirkung wird der Laser auch zur Flächenbestrahlung z.B. bei Neurodermitis oder Ulcus cruris eingesetzt.
Elektrostimulation: Eine eingestochene Akupunkturnadel wird mit Hilfe einer Klemme mit einem Stimulationsgerät verbunden und mit einem minimalen elektrischen Strom gereizt (z.B. bei Lähmungen oder Schmerzen).
Transkutane Nervenstimulation ( ENS): Flache Oberflächenelektroden mit einem Durchmesser von 1-2cm werden auf Akupunkturpunkte geklebt und elektrisch stimuliert.
Moxibustion: Mit Hilfe von Moxazigarren, die aus getrockneten Beifußkraut bestehen, können gewisse Punkte zusätzlich mit Wärme gereizt werden (z. B. bei Yang-Leere-Zuständen = Energiemangel).
Schröpfkopftherapie: Glaskugeln mit einer kleinen Öffnung werden durch Feuer von innen erwärmt und mit einer raschen Bewegung auf die Haut aufgesetzt. Der Unterdruck, der bei der Abkühlung entsteht, fixiert die Kugel an die Haut.
Akupressur und Traditionelle Chinesische Massage: Reizung der Akupunkturpunkte durch spezielle Druck- und Massagetechniken.
Die folgende Liste stellt einen kurzen Auszug aus den wichtigsten Indikationen der Akupunktur dar:
• Befindensstörungen
• Psychosomatische Erkrankungen
• Erkrankungen des Bewegungsapparates (Wirbelsäule, Gelenke)
• Kopfschmerz
• Nasen- und Nebenhöhlenentzündung
• Allergien
• Schwindel
• Trigenminusneuralgie
• Asthma
• Funktionelle Herzbeschwerden
• Blutdruckschwankungen
• Durchblutungsstörungen
• Krampfaderbeschwerden
• Gastritis
• Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür
• Schwangerschaftserbrechen
• Colitis ulcerosa
• Morbus Crohn
• Reizblase
• Bettnässen
• Menstruationsbeschwerden
• Klimakterische Beschwerden
• Vorbereitung zur Geburt
• Prostatabeschwerden
• Sterilitäsbehandlungen
• Potenzstörungen
• Gürtelrose
• Ekzem
• Neurodermitis
• Neuralgien
• Gesichtsnervlähmung
• Zustand nach Schlaganfall
• Phantomschmerz
Quelle: tlw. Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Akupunktur
Link: www.akupunktur.at